Dr. Thomas Voit
Dr. Thomas Voit – Sportwissenschaftler, Arzt und leidenschaftlicher Verfechter der Verbindung von Wissenschaft und Sport. An der Uni Bayreuth ist er am Lehrstuhl Sportwissenschaft IV – Exercise Physiology and Metabolism tätig, wo seine Forschung die Grundlage für innovative Erkenntnisse im Bereich Sportwissenschaft und -medizin bildet. Neben dieser akademischen Arbeit praktiziert er auch in einer Hausarztpraxis. Seine Leidenschaft für den Sport spiegelt sich nicht nur in der Theorie wider. Als Mannschaftsarzt betreut er mit viel Hingabe die Nachwuchsmannschaften des Deutschen Basketball Bundes und steht dem Verband zum Thema Leistungsoptimierung mit Rat und Tat zur Seite. Zusätzlich arbeitet er eng mit einer vielfältigen Auswahl an SportlerInnen aus verschiedenen Sportarten und Disziplinen zusammen, um diese sowohl sportmedizinisch als auch -wissenschaftlich zu betreuen. Zu diesem Zweck nutzt er auch MATS.
Grundlagen der Saisonplanung
Mache ich mir zu Beginn einer Saison zusammen mit dem Sportler Gedanken, ist das für mich einer der wichtigsten Momente in einer Saison.
Schritt 1: Hier geht es bei bereits betreuten Athleten darum die vergangene Saison Revue passieren zu lassen und vor allem zu bewerten: Was lief gut und was schlecht? Was sind die Gründe dafür und worin liegen sie begründet?
Bei der Zusammenarbeit mit einem neuen Sportler geht es mir darum zu erkennen mit was für einen Typ Mensch und Sportler ich zusammen arbeite werde – ist es bspw. ein blutiger Anfänger, ein Hallodri oder ein zurückhaltender Athlet. Und auch dann spielen für mich die oben genannten Punkte eine wieder eine wichtige Rolle. Hier muss ich mich dann aber auf anamnestische Angaben und die – hoffentlich vorhandene – Trainingsdokumentation verlassen.
Nicht zu vergessen ist die Klärung der geschäftlichen Bedingungen: Welche Leistungen erhält der Athlet in welchem Umfang? Wie häufig besteht die Möglichkeit für einen Austausch? Ist der Abschluss eines Abonnements für eine Trainingsplattform notwendig und wer trägt die Kosten hierfür? In welchem Rhythmus erfolgt die Begleichung der Rechnungen für die erbrachten Leistungen? Ich empfehle hier dringend, alles schriftlich im Rahmen eines Vertrages zu regeln und festzuhalten, im Falle aufkommender Unklarheiten oder gar einer juristischen Auseinandersetzung sollte hier für beide Seiten Klarheit bestehen.
Schritt 2: Es interessieren mich nun die Vorstellungen, Wünsche und vor allem die realistischen zeitlichen Verfügbarkeiten. Aus ärztlicher Sicht möchte ich hier aber auch erfahren, ob Erkrankungen vorliegen oder Medikamente sowie Supplemente eingenommen werden. Wurden beispielsweise beim Hausarzt im Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung Blutwerte erhoben und ein EKG sowie eine Lungenfunktionsdiagnostik abgehalten? Jeder Trainer/ Sportwissenschaftler sollte sich hier absichern, dass sein Athlet gesund und belastungsfähig ist. Ist das nicht klar, so empfehle ich eine (sport-) medizinische Untersuchung, im besten Fall inklusive eines Belastungs-EKGs und einer fakultativen Echokardiographie (Herzultraschall).
Schritt 3: Die erste Übersichtsplanung steht an und hier betone ich immer die Rolle von Ruhephasen und aktiven Regenerationsstrategien. Ein wichtiger Punkt ist auch die Einbeziehung von Ernährungsaspekten in die Grundlagen, um die Energiebereitstellung und -wiederherstellung zu optimieren.
Das Geheimnis eines starken Finishs liegt im intelligenten Start. Saisonplanung ist wie die Landkarte, aber der Athlet ist der Kapitän des Schiffs, ich sehe mich hier als Navigator.
Makroperiodisierung und Feedback
Sind alle Gegebenheiten geklärt, so geht es weiter mit der Makroperiodisierung, wo ich die Zeiträume, Zielsetzungen und Schwerpunkte der Vorbereitungs-, Wettkampf- und Übergangsphase festlege und dem Sportler erläutere.
(Beispielhafter Ausschnitt aus dem Aufbau einer Saisonplanung mit MATS)
Persönlich versuche ich eine Vielzahl an Methoden zur Ermittlung von Leistungsniveaus und Entwicklungsbereichen anzubieten. Das geht von einfachen Tests auf dem Rollentrainer oder der Laufbahn, über Möglichkeiten wie die Diagnostiken von MATS bis hin zur Labor-Leistungsdiagnostik inklusive Spiroergometrie und Laktatanalysen. In meinen Augen macht eine solche Diagnostik nur Sinn, wenn sie mindestens zweimal (eher dreimal) im Verlauf einer Saison wiederholt wird. Beispielsweise einige Wochen nach dem Wiedereinstieg ins regelmäßige Training nach der Saisonpause und dann noch einmal kurz vor der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung.
Von hoher Bedeutung für den sportlichen Erfolg sind Feedback-Schleifen zwischen Trainer und Athlet für Anpassungen während der Saison. Ich halte das so, dass ich verschiedene Pakete anbiete, die sich vor allem in der Häufigkeit dieser Feedbackmöglichkeiten unterscheiden. Hier habe ich feststellen müssen, dass es für mich den größten Aufwand bedeutet, wenn ich einem Sportler unmittelbar antworten und das Training entsprechend abändern muss.
Sportler (Montag, 22:48 Uhr)
„Hey, kann ich das Lauftraining morgen früh ausfallen lassen und stattdessen die Radeinheit auf der Rolle vom Donnerstag fahren? Außerdem bin ich heute Abend spontan mit meinen Kollegen in einem neuen Fitnessstudio angemeldet.“
Je nachdem ob bzw. wie die Kontaktmöglichkeiten abgesprochen wurden (siehe Schritt 1 geschäftliche Bedingungen), erfolgt dann hier eine unmittelbare Antwort und Trainingsanpassung oder der Sportler muss die Änderung selbständig vornehmen. Wertvoll und sehr praktisch ist für mich hier die Chatfunktion von MATS.
Monitoring und Anpassung
Heutzutage existiert eine Vielzahl an modernen Technologien zur Leistungs- und Körperfunktionsüberwachung, wie Wearables. Diese können aus meiner Sicht auch gerne genutzt werden, solange sie einen Nutzen haben. Auch eine schnelle und übersichtliche Datenanalyse ist für mich als Trainer wichtig. MATS bietet mir hier mit seinen Analysemöglichkeiten ein wertvolles Werkzeug, ich kombiniere hier stets meine sportwissenschaftliche und ärztlich-sportmedizinische Sicht der Dinge.
Gerade das Erkennen und die Umsetzung von Strategien zur präventiven Anpassung von Trainingsplänen, um Übertraining und Verletzungen vorzubeugen, sind von großer Bedeutung. Die Schlafdauer, das Körpergewicht, der Ruhepuls und die Rückmeldung des Sportlers zu seinem Wohlbefinden sind für mich die primär wichtigsten Marker. Werte wie die Herzratenvariabilität, die Dauer des REM-Schlafes oder ähnlichem stellen für mich eher sekundäre Marker dar, da es einfach bei der methodischen Erfassung hiervon zu viele Unterschiede gibt.
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